Die wachsende Elektromobilität erfordert von Energieversorgern, unabhängig von der jeweiligen Marktrolle, eine strategische Positionierung. Damit einher geht auch die Auseinandersetzung mit intelligenten Messsystemen (iMSys) über das gesetzlich verordnete Maß hinaus. Elektromobilität und die angestrebten Netzentlastungen durch iMSys ergänzen sich nicht nur, sie setzen einander voraus. Dafür sprechen einerseits die prognostizierten Zulassungszahlen für Elektromobile und andererseits die Anforderungen der angestrebten Sektorkopplung an die Messsysteme.
Intelligente Messsysteme ermöglichen eine bidirektionale Datenkommunikation und – und eine intelligente Steuerung von dezentralen Energieressourcen. Das ermöglicht es, die dezentrale Last in den Netzen intelligent zu steuern und die Netze so zu entlasten. Eine Schlüsselrolle bei der Entlastung der Netze spielt die Elektromobilität. Diese Rolle kann sie allerdings nur dann übernehmen, wenn bidirektionales oder intelligentes Laden möglich ist.
Wachstum bei E-Mobilität und iMSys
Damit Elektromobile als dezentrale Speicher oder als flexibel verschiebbare Lasten nutzbar sind, müssen sie in ausreichender Masse zur Verfügung stehen. Die aktuellen Zulassungszahlungen für 2017 des Kraftfahrtbundesamtes zeigen mit 29.436 Plug-in-Hybriden (+114,2 %) und 25.056 reinen Elektro-Pkw (+119,6 Prozent) erhebliche Zuwachsraten. Prognosen wie die des Beratungsunternehmens PwC sehen ein weiteres Wachstum für 2030 auf einen Marktanteil an Neuwagen bei reinen Elektroautos von dreißig Prozent und weiteren 40 Prozent bei Hybriden voraus.
Das Wachstum bei den iMSys ist gesetzlich verankert. Das Digitalisierungsgesetz sieht den vollständigen Umbau des Energiesystems vor. Zentraler Punkt des Digitalisierungsgesetzes ist deswegen die Einführung intelligenter Messsysteme, die es ermöglichen, Netze, Erzeugung und Verbrauch effizient und intelligent miteinander zu verknüpfen. Der Smart-Meter-Rollout ist im „Messstellenbetriebsgesetz“ (MsbG) verankert und regelt alles rund um den Einbau und Betrieb von intelligenten Messsystemen und Zählern. Sogenannte Smart Meter Gateways (SMGW) übernehmen die Kommunikation und den Datenaustausch zwischen Verbrauchern und Erzeugern, und erlauben eine datenschutz- und datensicherheitskonforme Einbindung der intelligenten Zähler in das intelligente Stromnetz. Ebenso ist im MsbG der Zeitraum der Umrüstung definiert. Bis zum Jahr 2032 sollen sukzessive alle Verbraucher ab 6.000 Kilowattstunden Jahresverbrauch auf iMSys umgerüstet werden. Zudem können Messstellenbetreiber den Rollout auf darunterliegende Verbräuche ausweiten. Zusammengefasst heißt dies: Über kurz oder lang werden alle Verbraucher mit einem intelligenten Messsystem ausgestattet.
Verkehrssektor wird weiter elektrifiziert
Der Verkehrssektor ist nach den privaten Haushalten der größte Energieverbraucher in Deutschland. 2016 entfielen laut Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen 29,5 Prozent des Endenergieverbrauchs auf den Verkehr. Das entspricht fast 750 Terrawattstunden. Diese Energiemenge könnte in vielen Bereichen mit Strom aus erneuerbaren Energien elektrifiziert werden und stellt ein gewaltiges Absatzpotenzial für den Strommarkt dar. Je nach Fahrleistung kann sich der Stromverbrauch eines Haushaltes verdoppeln. Dieses Potenzial lässt sich nur erschließen, wenn die Akzeptanz der E-Mobilität wächst. Autohersteller bieten zahlreiche Vergünstigungen beim Kauf eines E-Autos an, beispielsweise auch Gratisladestrom. Aber die bestehenden Lademöglichkeiten bilden ein entscheidendes Kaufkriterium. Die Investitionen in den Ausbau der Ladeinfrastruktur werden in den nächsten Jahren erheblich zunehmen. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann Anbieter zur Kostendeckung den öffentlich verfügbaren Ladestrom bepreisen werden. Und es liegt nahe, dass dann auch Autohersteller wie beispielsweise BMW und Nissan dazu übergehen, ihre Elektroautos im Paket mit der passenden Ladelösung inklusive Stromvertrag mit Flatrate und dem notwendigen Smart Meter Gateway für die Ladesteuerung und Abrechnungsmodalitäten anzubieten. Die Automobilbranche wäre schließlich nicht der erste Energiebranchenfremde, der in den Energiehandel und -vertrieb einsteigen könnte. Google und Co machen es vor.
Know-how für neue Geschäftsmodelle nutzen
Stromversorgung ist das Kerngeschäft der Energieversorgungsunternehmen. Sie beherrschen im Kern die Prozesse und viele von ihnen bieten in ihrem Dienstleistungs- und Produktportfolio bereits Ladesäulenkonzepte für Firmenflotten an. Eine weitere Diversifizierung des Portfolios ist auch über Kooperationen oder Partnerschaften mit der Automobilwirtschaft möglich. Die Bereitstellung der Ladeinfrastruktur eröffnet Möglichkeiten für weiterführende Geschäftsmodelle. So sind zum Beispiel spezielle Tarife für die gewerbliche E-Mobilität denkbar, wenn diese ihre Firmenflotten in Schwachlastzeiten aufladen. Auch eine Einbeziehung der Elektromobilität als steuerbare Lasten wäre eine Option. E-Autos würden dann überschüssigen Strom aus dem Netz aufnehmen oder Strom, den sie selbst aktuell nicht benötigen, bei Engpässen ins Netz einspeisen.
Intelligente Messinfrastruktur – Chance für Energieversorger
Voraussetzung für alle neuen Geschäftsmodelle bleibt die Erfassung und Verteilung der Informationen sowie die Steuerung der Ladevorgänge über eine standardisierte Kommunikationsinfrastruktur – eine Aufgabe, die Smart Meter Gateways übernehmen können. Stadtwerke und Energieversorger respektive die Netzbetreiber sollten hier das Messstellenbetriebsgesetz als Chance begreifen. Denn ihre (ausgegliederten) Netzgesellschaften sind in der Regel als Netzbetreiber vor Ort der grundzuständige Messstellenbetreiber – und damit für den Einbau und Betrieb der intelligenten Messsysteme und modernen Messeinrichtungen zuständig.
Kiwigrid bietet iMSys-basierte Lösungen für die dezentrale und digitale Energiewirtschaft an. Mit der hochsicheren Messinfrastruktur von Kiwigrid erhalten Messstellenbetreiber eine umfassende Lösung für den wirtschaftlichen Rollout von intelligenten Messsystemen. Damit schaffen sie das Fundament für maßgeschneiderte Mehrwertdienste für alle Marktrollen auf einer einzigen Plattform.